Persönliche Rückschau auf den Responsible Management Summit 2025 des DNWE
Ein Beitrag von Dr. Alexander Braml
Am 04.07.2025 fand in Berlin der erste Responsible Management Summit (die ehemalige Jahrestagung) des DNWE – Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik e. V. statt. Gastgeberin war die KPMG, Kooperationspartner waren u.a. die Allianz für Integrität und PRME – Principles for Responsible Management Education.
Der Verfasser dieses Blogbeitrags war Teilnehmer auf dem Summit und damit der Vertreter des VPU e.V. als Kooperationsverband des DNWE.
Nach der Begrüßung sprachen Daniel Schmid (ecosense) und Carsten Ständer (Ministerialdirektor, Bundesministerium für Familie und Soziales) die ersten Keynotes. Während Schmid die Bedeutung der ESG-Kriterien in Großkonzernen beleuchtete, illustrierte Ständer am Beispiel der ESG-Regulatorik eindrücklich, warum es in den europäischen und deutschen Gesetzgebungsverfahren systembedingt grundsätzlich zu Verzögerungen kommt.
Die erste interessante Paneldiskussion zum Thema “Pflichten und Grenzen der globalen Unternehmensverantwortung” schloss sich an. In dieser Paneldiskussion wurde letztlich (so mein Eindruck) nicht endgültig klar, wo die Verantwortung global agierender Unternehmen liegt oder liegen sollte, die über die Selbstverständlichkeit der bloßen Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, also der Compliance, hinausgeht.
Im Anschluss wurden insgesamt fünf Workshops in zwei Runden angeboten, wobei ich mich für folgende Themen entschieden habe:
1. Lisa Fröhlich (PRME Chapter DACH) veranstaltete den Workshop zur “Responsible Management Education”. Im Rahmen des Workshops präsentierten Michael Aßländer (Zittau/Dresden) und Janina Curbach (OTH Regensburg) ihre Erkenntnisse unter dem Titel der Studie: “WIRTSCHAFTS- UND UNTERNEHMENSETHIK IN HOCHSCHULLEHRE, FORSCHUNG UND UNTERNEHMEN: Ergebnisse aus der DACH-Region”. Erschienen ist die Studie in der zfwu 26 (1) 2025. Eine (meines Erachtens zu bedauernde) Erkenntnis daraus: nur rund 25 % der Lehrenden in Modulen zur Unternehmens- und Wirtschaftsethik haben einen genuin philosophischen Hintergrund, rd. 75 % dagegen einen wirtschaftswissenschaftlichen, soziologischen, juristischen,…
2. Sebastian Schmitz (Allianz für Integrität, GIZ) und Christoph Kowalewski (Transparency Deutschland) veranstalteten den zweiten besuchten Workshop zum Thema “Messbare Integrität: Wie Unternehmen ihre Integritätskultur sichtbar machen”. In zwei Gruppen diskutierten die Teilnehmenden des Workshops kritisch Beispiele und Facetten gelebter oder verfehlter Integritätskultur. Ein kurzer Pitch zur Einführung konkreter Maßnahmen in einem fiktiven Unternehmen dazu rundete den interessanten Workshop ab.
Christoph Klahold von der BMW Group veranschaulichte anschließend in seiner Keynote wieder im Plenum, was das Lieferkettengesetz für einen international tätigen Automobilkonzern praktisch bedeutet, bevor es in die zweite Paneldiskussion ging. Diese Diskussion stand unter der Überschrift “Teaching and Training for Global Corporate Responsibility”. Diskutiert wurden mögliche und wünschenswerte Ansätze an Hochschulen und in Betrieben, wobei die betriebliche Perspektive nach meiner Auffassung dabei zu kurz gekommen ist.
Markus Scholz (Professur für BWL, insbes. Responsible Management an der TU Dresden/Zittau) stellte in seiner Keynote die aktuell erschienene (und aus meiner Sicht unbedingt lesenswerte) Studie “ESG 2025 – Relevanz, Herausforderungen und strategische Perspektiven in deutschen Unternehmen” vor.
Der Themenbereich ESG (also die Einhaltung und Berichterstattung der ökologischen, sozialen Nachhaltigkeitskriterien sowie der Kriterien guter Unternehmensführung der EU-Agenda im Zuge nationaler Gesetzgebung) – so ein Ergebnis der Studie – rückt in Unternehmen weiter in den Hintergrund. Scholz plädierte für die unbedingte Notwendigkeit für Unternehmen, politische Verantwortung zu übernehmen und für die liberale Demokratie einzustehen. Andernfalls – so das Fazit – würden die politischen und im Silicon Valley ansässigen “Monster” endgültig übernehmen und wir hätten keine Chance mehr, über Unternehmensethik oder ESG ernsthaft weiter nachzudenken.
Jakob Dahl Rendtorff (Roskilde) hielt abschließend die Closing Remark verbunden mit der Einladung zu allen Veranstaltungen des European Business Ethics Network (EBEN), bei dem alle Teilnehmenden des DNWE automatisch auch Mitglied sind.
Auf Basis der Themen- und Schwerpunktwahl, der Referent:innen, der Workshops sowie des wissenschaftlich interdisziplinär und unternehmensseitig vielfältig besetzten Tages war der Summit für mich auch in der Rückschau eine insgesamt gelungene Veranstaltung. Genug Stoff zum Mitdenken, Diskutieren, Mitmachen und Kontakte zum Netzwerken waren und sind unbedingt vorhanden.


